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Musée Yves Saint Laurent de Marrakech
Museum für einen Stilgott

Museen, Philharmonien und Flughäfen gelten als Königsklasse der Architektur. Bei Ausschreibungen und Vergaben herrscht unbarmherzige Konkurrenz, die Büros wetteifern um Millionenaufträge und internationales Renommee. Das hat Folgen. Einige der jüngeren Museumsneubauten über­ragen monolithisch ihre Nachbarschaft, wie Frank O. Gehry's Guggenheim Bilbao und Zaha Hadids MAXXI in Rom; andere erinnern an gestapelte Zuckerwürfel oder kopfüber gestellte Pyramiden, wie das Hanoi Museum von Gerkan, Marg und Partner; dritte wiederum entwerfen futuristische Kristall­wolken aus Glas, Beton und Edelstahl, wie das Musée des Confluences der Wiener Archi­tekten­gruppe Coop Himmelb(l)au in Lyon. Das Museum für einen der wichtigsten Modeschöpfer aller Zeiten in Marrakesch geht einen anderen Weg: Es domi­niert nicht, sondern gliedert sich ein; es entsagt nicht der Tradition, sondern ergänzt und überhöht sie; es wirkt nicht allein durch Präsenz, sondern durch ein raffiniertes Zu­sam­men­spiel von Form, Szenografie und Inhalt. Das Musée Yves Saint Laurent de Marrakech ist eine Hymne an einen aussergewöhnlichen Couturier und eine Hymne an die Bautraditionen Marokkos.

Der Essay ‹Musée Yves Saint Laurent de Marrakech› ist das Resultat einer Recherche vor Ort, ergänzt durch ein Inter­view mit dem ersten Museumsdirektor Björn Dahl­ström direkt nach der Eröffnung. Der Text zeichnet den Neubau des französischen Architek­turbüros Studio KO nach, skizziert Projektidee, Bautechnik, Material und Prozess und verortet das Projekt im historischen und zeitgenös­sischen Kontext. Die von Höhenflügen und Niederlagen, Drogenexzessen, Skandalen und Erfolgen geprägte Biografie eines der wichtigsten Modedesigner des zwanzigsten Jahrhunderts wird dabei ebenso gewürdigt wie die Bedeutung des von Pierre Bergé initiierten Museums für die zeitgenössische Kultur in Marokko.


Claus Donau 
60 Seiten, zahlreiche Abbildungen
(Text: Claus Donau; Fotografie: Dan Glasser/Musée Yves Saint Laurent, Studio KO, Claus Donau)
Basel 2024 (Open Access)