Ähnlich wie Adolphe Braun, der um 1880 den Bau der Gotthard-Eisenbahnstrecke fotografisch dokumentierte, hat Jean-Luc Cramatte über Jahre hinweg den Fortgang der Bauarbeiten an der schweizerischen A1 zwischen Yverdon und Murten begleitet. Während er dem kantonalen Autobahnamt regelmässig Farbbilder für dessen Informationspavillon lieferte, arbeitete er gleichzeitig an einer Schwarzweiss-Dokumentation über die Baustelle. Seine Fotografien wurden im Musée d’art et d’histoire de Fribourg ausgestellt, parallel dazu erschien in deutscher und französischer Ausgabe die reich bebilderte Publikation ‹On the Road›. Die Reportage über den Alltag der Arbeiter und die radikale Veränderung der Landschaft durch das Betonband, die Tunnel, die Rastplätze und die Service-Zonen dokumentiert eine Welt, die sonst nur am Bau Beteiligte zu Gesicht bekommen: ein vom Schlamm nahezu vollständig verschluckter Handschuh; eine Sammlung von Bananenetiketten die an einer Garderobenwand kleben; weissliche Schweissränder auf dem T-Shirt eines Arbeiters; zurückgelassene Arbeitsschuhe. Textbeiträge von Urs Stahel, Verena Villiger und Ignaz Strebel verorten die Reportage im historischen Kontext und zeichnen einen Weg nach, der von den frühen Beispielen professioneller Firmendokumentationen über Amateurfotoklubs und Jubiläumsfotografen bis zu den fotografierenden Ethnologen und künstlerischen Einzelgängern reicht, in deren Tradition sich Jean-Luc Cramatte einreiht.

«Jean-Luc Cramatte ist der visuelle Begleiter einer bauindustriellen Reise, ein Reisender in Sachen Baustelle, ein Reisender, der fünf Jahre lang dieselbe Wegstrecke hin- und hergeht, bis sie schliesslich für die grossen, für die Fernziele freigegeben wird.» Urs Stahel