Korrektorat
Music
A conversation through song titles with contemporary artists
«Quotation is a powerful drug» schreiben Franziska Mueller und Tobias Lambrecht in ihrem Essay zur englischen Ausgabe von ‹Music›. Sie berichten von einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Novosibirsk, um im Zoo einen Liger zu besuchen – jene äusserst seltene Kreuzung aus Löwenmännchen und Tigerweibchen. Ob die Reise wirklich stattgefunden hat oder ob sie inspiriert war von der carte blanche, die Jahic/Roethlisberger ihnen gegeben hatten, bleibt offen. Tatsächlich existieren diese Hybridkatzen, Carl Hagenbeck hat mit ihnen experimentiert, Sensations-Zoos in den USA und China stellen sie heute noch zur Schau. Doch im Gegensatz zu den Tieren, bei denen die Hybridisierung problematisch verläuft, sind die hybriden Dialoge aus Songtiteln, die Jahic/Roethlisberer entwickelt haben, ein poetisch-fantasievoller Hochgenuss.
Wenn auf «White Sky» von Vampire Weekend die Künstlerin Marianne Eigenheer mit «God is a DJ» von Faithless antwortet, wenn Jeppe Hein auf «Yesterday» von den Beatles mit «Take my breath away» (Berlin) reagiert, wenn «I would die 4 you» von Prince den Objektkünstler Joep van Lieshout zu Leonard Bernsteins «I hate music» ermuntert, dann tanzen die Assoziationen. In dieser verspielt-verspiegelten Pop-Referenz flirrt kunstvoll-ironische Kommunikation, suchen Songtitel das gemeinsame Gespräch. Die Publikation ‹Music› zeigt Faksimiles der Dialoge mit Titel, Spielzeit, Album und Erscheinungsjahr. Typografisch raffiniert und glasklar gestaltet, in Leinen gebunden und mit einem in Regenbogenfarben gehaltenen Schnitt lässt ‹Music› erahnen, was geschehen kann, wenn Künstlerinnen und Künstler untereinander Musik sprechen lassen. (Zur Ausstellung vgl. den deutsch-englischen Werkkatalog von ‹Music›.)
Admir Jahic/Comenius Roethlisberger (Hg.)
368 Seiten, farbig illustriert, in Leinen gebunden, 18,5 x 27 cm, Englisch (Text: Franziska Mueller/Tobias Lambrecht, mit einem Statement von Jahic/Roethlisberger; Gestaltung: Admir Jahic/Comenius Roethlisberger, 9--6.com/Andreas Kreienbühl; Proofreading: Nigel Stephenson, Jeremy Gaines Translations; Korrektorat: Claus Donau; Lithografie: Comenius Roethlisberger, Ursula Sprecher; Druck; Offsetdruckerei Grammlich). Basel 2021