Projektleitung, Produktion
Harald Braun: Reden
Seine Vorträge seien mit gleicher Konzentration und Angemessenheit konzipiert wie eine Einzelausstellung, sagt der Stuttgarter Künstler Harald Braun. Die in ‹Reden› versammelten Texte legen Zeugnis davon ab. Braun agiert, spricht, beteiligt sein Publikum am Prozess zwischen erstem Gedanken und treffender Formulierung, produziert subversiv doppelte Böden und öffnet den Blick auf eine disparate Form des Diskurses. Seine 13. Rede hielt er am 6. Mai 1999 im Rahmen der Doppelausstellung ‹Harald Braun – Harald F. Müller› im Kunsthaus Baselland. Anlässlich der Vernissage veröffentlichte der Christoph Merian Verlag Brauns gesammelte Reden. Darin schreitet der Kurator Andreas Baur den vom Künstler skizzierten Weg rückwärts wieder ab, indem er die Rede aus ihrer ephemeren Form in eine konstante, materialisierte überträgt: mit Video aufgezeichnet, wird der Text transkribiert und als gedrucktes Buch verbreitet, wobei die Sprache erneut zum grafischen Zeichen wird. Für diesen mehrschichtigen Prozess haben Verlagslektor Claus Donau und Buchgestalter Marcel Früh ein raffiniertes Äquivalent gefunden: Unverzichtbare Fussnoten durchbrechen farblich das Schriftbild; gestische Betonungen sind im Wortsinn «hervor» gehoben; szenische Ereignisse stehen quer zum Text. Beim Lesen wiederholt sich, was bei der live vorgetragenen Rede ihren Anfang nahm: eine lustvolle Reise voller Assoziationen und Reflexionen.
«Harald Braun verteidigt die Kunstautonomie nicht nur mit den Mitteln der Trash-Kultur, in ähnlicher Paradoxie erscheint ihm auch das Sprechen als ein probates Gegenmittel gegen das Kunstgeschwätz im Ausstellungsbetrieb. So kultiviert er seit 1993 die Rede als eigenständige Kunstform.» Claudia Pantellini, Basler Zeitung
Andreas Baur (Hg.)
76 Seiten, farbig illustriert, broschiert, 16,5 x 22 cm (Gestaltung: Marcel Früh; Konzept: Claus Donau, Marcel Früh; Lektorat: Ulrich Hechtfischer; Lithografie: Atelier Urs & Thomas Dillier; Druck: Werner Druck). Basel 1999