Lektorat, Projektleitung


Gedankensplitter
Fragmente – Denkansätze

«Die Schweiz erscheint als etwas Grossartig-Gewordenes, nicht als etwas Werdendes» – so fasste Max Frisch 1966 in einer Rede vor kantonalen Fremdenpolizeichefs seine Kritik an Selbstgenügsamkeit und Zukunftsangst zusammen. Jean-Pierre Lenzin folgt dieser Spur und stellt fest: Gesellschaft ist nie zu Ende gedacht. Sie ist in Bewegung und muss in Bewegung bleiben, will sie nicht absterben. Aufmerksam beobachtet der Autor die politische, wirtschaftliche und kulturelle Dynamik in der Schweiz und ihren internationalen Beziehungen. In fünfzig Kapiteln fächert er die Themen auf, die ihn in zehn Jahren Schreibarbeit umgetrieben haben. Er untersucht die Geschichte der Eidgenossenschaft in ihrem Ringen mit den europäischen Grossmächten, erforscht das Entstehen des Bundesstaates und trennt präzise zwischen Mythen und Wirklichkeit. Sachkundig, feinsinnig und mitunter provozierend stellt er Fragen zu Kulturgeschichte, Philosophie und Literatur, beleuchtet den Niedergang des Säkularismus und skizziert, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Demokratie hat. Sein Resümee: Entscheidend sind vor allem Werte, nicht Machbarkeiten und nicht Traditionen. An den Schlusspunkt seiner Ausführungen setzt Lenzin die berühmte, noch heute aktuelle Rede des Schweizer Literaturnobelpreisträgers Carl Spitteler, der mitten im Ersten Weltkrieg bereits konstatierte: «Die richtige Haltung zu bewahren ist nicht so mühsam, wie sich’s anhört.»


Jean-Pierre Lenzin
536 Seiten, gebunden, 15,5 x 23 cm, gebunden, Deutsch (Gestaltung: Thomas Dillier; Lektorat: Claus Donau; Druck: Offsetdruckerei Grammlich). Basel 2021